Baden-Württemberg. Der kurze, aber kräftige Schauer hat die Straße in ein funkelndes Nass verwandelt. Die jetzt tief stehende Sonne taucht den Fahrstreifen in ein sanftes Licht. Das Straßenschild erlaubt volle 100 km/h. Jetzt mit Vollgas in den Geschwindigkeitsrausch?
Oftmals verunglücken Motorradfahrer nicht, weil sie schneller als erlaubt fahren. Sie verunglücken tödlich, weil sie ihre Geschwindigkeit nicht an die äußeren Bedingungen anpassen. Ob Regen, Sonne, Wildwechsel oder Gegenverkehr – vorausschauend zu fahren heißt nicht nur, das vorgegebene Tempolimit einzuhalten. Es bedeutet auch, die Geschwindigkeit an die aktuelle Situation anzupassen.
Denn: Die maximal erlaubte Geschwindigkeit sollten Fahrer nur bei optimalen Bedingungen ausnutzen. Damit Auto- und Motorradfahrer das verinnerlichen, legt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg innerhalb der mehrjährigen Verkehrssicherheitskampagne „Vorsicht. Rücksicht. Umsicht.“ in diesem Jahr den Fokus auf sichere Landstraßen. Dabei zeigt die Kampagne, wie Motorradfahrer besonders oft verunglücken – und erklärt das 1 x 1 für sicheren Fahrspaß. Worauf sollten Motorradfahrer achten, um sich selbst das Leben zu retten?
Außerhalb von Ortschaften ereignet sich zwar nur rund ein Drittel der Verkehrsunfälle in Baden-Württemberg. Es verunglücken dort jedoch dreimal so viele Menschen tödlich wie innerorts. Besonders gefährdet sind dabei Motorradfahrer. Im Durchschnitt gibt es in Baden-Württemberg 13 Motorradunfälle pro Tag und 94 Tote im Jahr.
2019 ereigneten sich 56 Prozent der tödlichen Motorradunfälle aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit. Das heißt: Motorradfahrer waren schneller als das Tempolimit unterwegs oder hielten die Tempovorgabe ein, verunglückten aber, weil sie die äußeren Bedingungen – wie Sichtverhältnisse, Wetterbedingungen oder Streckenführung – nicht berücksichtigen. Zum Vergleich: Beim Auto lag dieser Wert nur bei 30 Prozent.
„Die Geschwindigkeit zu senken kann Leben retten und ist außerorts besonders wichtig“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Daher konzentriert sich die Verkehrssicherheitskampagne „Vorsicht. Rücksicht. Umsicht.“ in diesem Jahr auf „sichere Landstraßen“.
Dafür hat das Ministerium in ganz Baden-Württemberg 100 Schilder auf Parkplätzen und an Landstraßen aufgestellt, die auf mögliche Unfallgefahren hinweisen. Damit die Schilder auffallen, fordern sie mit einem Augenzwinkern beispielsweise Tiere dazu auf, Wildwechsel zu unterlassen. Die Schilder lösen die überraschende Forderung dann mit dem Appell an Auto- und Motorradfahrer auf, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Den Startschuss für die aufmerksamkeitsstarke Aktion gab Verkehrsminister Hermann am Mittwoch, den 05. August 2020, im Schwaben Park.
Motorradunfälle passieren oft ohne den Einfluss anderer Verkehrsteilnehmer. Motorradfahrer haben ihre eigene Sicherheit daher zu einem großen Teil selbst in der Hand. Was können sie tun, um ihre Fahrt sicherer zu machen?
Fotos: Verkehrsministeriums Baden-Württemberg
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