Claudio Castiglioni verstarb gestern mit nur 64 Jahren in Varese, er verlor damit den schweren Kampf gegen seine Krankheit. Castiglioni war ein Visionär, gleichzeitig aber auch knallharter Geschäftsmann, dem die Motorradwelt einige der begehrenswertesten Motorräder zu verdanken hat. Der Mann, der die italienische Motorrad-Industrie wie kein anderer prägte und mit den Marken MV Agusta, Cagiva, Ducati und Husqvarna weltweit bekannt machte, hinterlässt eine große Lücke. Lebe wohl Claudio!
Nach ersten Erfahrungen im Familienbetrieb, der auf Metallbearbeitung und Fertigung spezialisierten Firma, gründete Castiglioni 1978 die Firma Cagiva. Der Name ist dabei eine Schöpfung aus „Castiglioni,Giovanni, Varese“ und zeigt die Männer im Hintergrund und natürlich die Stadt seiner Heimat – Varese. Cagiva entwickelte neue und innovative Motorräder, beeinflusste damit den italienischen und internationalen Motorrad-Markt der 1980er und 1990er Jahre. In den Köpfen jüngerer Generationen sorgte Cagiva mit seinen Zweitaktern (speziell der Mito) für feuchte Hände und plattgedrückte Gesichter an den Scheiben der Verkaufsräume. Geschickt war der Schachzug mit Suzuki, die Motoren für die Raptoren der Marke lieferten. Nebenbei waren die 650er und 1000er Raptor unter der Hand die besseren SV’s.
Intuitiv und zäh, ein wahrer Visionär: diese Eigenschaften treffen perfekt auf Claudio Castiglioni zu. Zusammen mit seinen Visionen, Fleiß, harter Arbeit und finanziellen Investitionen gab er Cagiva, Ducati und MV Agusta die nötige Rückendeckung um am Markt bestehen zu können. Und zu überleben! Denn nicht immer waren die Zeiten rosig. Zuletzt, als MV Agusta für viele Millionen an Harley-Davidson verkauft wurde – nur um kurze später wieder für erheblich weniger Geld an seinen ursprünglichen Besitzer zurück verkauft zu werden.
Claudio Castiglioni verdanken wir einige der beeindruckensten Motorräder, die jemals gebaut wurden. Eleganz und Stil: Cagiva Elefant und Mito, Ducati 916 und Monster sowie die MV Agusta F4 und Brutale sind seine Schöpfungen, seine „Kinder“ an so viele Fans auf dieser Welt. Letzte Projekte des MV Agusta Präsidenten und ein Beweis für seine unstillbare Leidenschaft für Motorräder: die MV Agusta Brutale F3 und 675. Zwei Hoffnungsschimmer der immer noch nicht wieder richtig erstarkten Edelmarke aus Varese.
Rennsport gehörte seit jeher zu allen Marken des Castiglioni Imperiums. Erfolge und WM-Titel rund um die Welt auf vielen Ebenen machen klar, daß die Entwicklung stets mit einem Blick auf die Rennstrecke erfolgte. Cagiva konnte Titel, wie den World Motocross-Champion, sowie viele Triumphe im härtesten Wüstenrennen, der Paris-Dakar auf seine Erfolgstafel schreiben. Ebenso unvergessen sind die zahlreichen Cagiva Erfolge in der 500er GP-Klasse.
Ducati, unter seiner Führung zu einer absoluten Größe in der World Superbike Championship gereift, verdanken wir Modelle mit sagenhaften Namen, wie der 851 und 916. In den 90er Jahren folgte mit der Monster Baureihe ein stabiles Fundament, daß Ducati den finanziellen Background gab um die Entwicklung neuer Modelle voran zu treiben. Schließlich errang Castiglioni mit Husqvarna noch eine Reihe von Weltmeisterschaften im Enduro, Motocross und Supermoto Sektor.
Im Zentrum seines persönlichen und beruflichen Werdegangs ist MV Agusta (für „Meccanica Verghera Agusta“) ein Begriff, der Erfolg, hohe Preise, aber trotzdem das anziehende Etwas anhaftet, daß der italienischen Marke bis heute seine Anhänger sichert. In den Jahren seit 1992 wurden Motorräder geschaffen, die weltweit als Symbol für Stil und Exklusivität standen und Design „Made in Italy“ bei den Motorrädern bekannt machten. Mit MV Agusta wurde das historische und alte Familienunternehmen in die Neuzeit transportiert. Hinter jedem Detail finden sich die Ideen, das Herz und die Seele von Claudio Castiglioni.
Im vergangenen Jahr hat der Präsident die Leitung von MV Agusta an seinen Sohn Giovanni übertragen. Er übernahm damit die Herausforderung, in die doch rechte großen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Die besten Voraussetzungen erfüllt er dabei ansatzlos: die Passion und Hartnäckigkeit beeinflussen auch von Giovanni das Denken und Handeln.
Die Beisetzung von Claudio Castiglioni findet am Freitag, dem 19. August um 14:00 Uhr in der Kirche der Brunella in Varese (Italien) statt.
Lebe wohl Claudio, deine Fans und Bewunderer wünschen dir alles Gute auf deinem Weg in eine neue Welt.
Quelle: MV Agusta
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