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Steckt die Motorradbranche wirklich in der Krise? Rückblick auf 2024

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14 Januar 2025~7 Min Lesen
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Die Motorradindustrie befindet sich in einer spannenden, aber widersprüchlichen Phase. Während einige Hersteller Rekordzahlen feiern, geraten andere in ernste Schwierigkeiten. Ein genauer Blick auf die Entwicklungen der Jahre 2023 und 2024 enthüllt eine Branche zwischen Boom und Krise. Wo steht die Motorradbranche wirklich, und wohin führt der Weg?

Erfolge trotz Herausforderungen

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten konnten einige Hersteller eindrucksvolle Erfolge erzielen.

Royal Enfield beeindruckte 2024 mit nahezu einer Million verkaufter Motorräder. Besonders in Lateinamerika und Südostasien stiegen die Verkaufszahlen zweistellig. Auch in Westeuropa verzeichnete der indische Hersteller ein Plus von 3,1 %. Strategische Markterweiterungen, wie der Einstieg in Bangladesch, sowie neue Modelle wie die Guerilla 450 trugen wesentlich zum Erfolg bei.

Yamaha Motors meldete ein Umsatzplus von 8 % und einen Verkaufszuwachs von 4 % im Motorradsegment. Die breit gefächerte Produktpalette, die sowohl Premium- als auch Einstiegsmodelle umfasst, verhalf dem Unternehmen zu Wachstum in wichtigen Märkten wie Brasilien und Indien.

Triumph setzte ebenfalls ein Ausrufezeichen: Mit 133.677 verkauften Motorrädern und einem Wachstum von 33,6 % gegenüber dem Vorjahr übertraf das Unternehmen seine bisherigen Rekorde. Der Erfolg in Asien, besonders in der Kategorie 250-500 cm³, spielte dabei eine Schlüsselrolle.

Auch Honda lieferte beeindruckende Zahlen: Der Absatz stieg im Jahr 2024 auf 18,819 Millionen Fahrzeuge, ein Zuwachs von 61.000 Einheiten im Vergleich zu 2023.

Krisen und Insolvenzen

Im Kontrast dazu stehen Marken wie KTM und Harley-Davidson, die 2024 mit massiven Rückschlägen zu kämpfen hatten. KTM muss 265.000 unverkaufte Motorräder in den Lagern stapeln und verzeichnet Liquiditätsprobleme in Höhe von 440 Millionen Euro. Die Hauptursachen liegen in Managementfehlern und einer Überproduktion, die nicht an die sinkende Nachfrage angepasst wurde.

Harley-Davidson erlitt im dritten Quartal 2024 einen Umsatzeinbruch von 26 %, wobei die Motorradlieferungen um 39 % rückläufig waren. Auch die Elektromarke LiveWire konnte trotz eines leichten Verkaufsanstiegs keine Wende herbeiführen. Die Überarbeitung der Händlerbestände und eine alternde Kundschaft belasten das Traditionsunternehmen weiterhin.

Neben den großen Herstellern traf die Krise auch kleinere Akteure hart. Die KSR Group, ein bedeutender europäischer Importeur, und die Marke Energica, ein Pionier für Elektromotorräder, sowie zahlreiche Händler mussten Insolvenz anmelden. Steigende Kosten, geopolitische Spannungen und zögerliche Kaufentscheidungen der Kunden sind nur einige der Faktoren, die zur schwierigen Lage beitrugen.

Deutschland: Ein starkes Jahr für den Motorradmarkt

Trotz globaler Herausforderungen zeigte sich der deutsche Motorradmarkt 2024 robust. Die Zahl der Neuzulassungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um beeindruckende 21,5 % auf 152.704 Fahrzeuge. Besonders bemerkenswert ist, dass fast alle großen Hersteller von diesem Wachstum profitieren konnten.

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Die Gesamtzahl der Neuzulassungen berücksichtigt auch die Hersteller, die in der Statistik nicht genannt werden.

Hersteller ab 01.2024

(12 M.)

Marktanteil ab 01.2023

(12 M.)

Marktanteil Vorjahr Änd. in % zum Vorjahr
BMW 28581 18.72% 23978 19.07% + 19.2%
Honda 21431 14.03% 22170 17.64% – 3.3%
KTM 15559 10.19% 11612 9.24% + 34.0%
Kawasaki 15460 10.12% 12864 10.23% + 20.2%
Yamaha 12296 8.05% 10198 8.11% + 20.6%
Harley-Davidson 8706 5.70% 7263 5.78% + 19.9%
Triumph 6991 4.58% 6250 4.97% + 11.9%
Ducati 6902 4.52% 6571 5.23% + 5.0%
Suzuki 6415 4.20% 5020 3.99% + 27.8%
Husqvarna 6050 3.96% 3566 2.84% + 69.7%
Gesamt 152.704 100.00% 125.709 100.00% + 21.5%

 

BMW behauptete mit 28.581 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 18,72 % souverän seine Spitzenposition, auch wenn der Marktanteil gegenüber 2023 leicht zurückging. Dennoch verzeichnete der deutsche Hersteller ein Absatzplus von 19,2 %.

KTM und Husqvarna, trotz Krise und drohender Insolvenz, waren die größten Gewinner. KTM steigerte seine Neuzulassungen um satte 34 % auf 15.559 Einheiten, während Husqvarna mit einem Plus von 69,7 % auf 6.050 Fahrzeuge beeindruckte.

Suzuki konnte ebenfalls kräftig zulegen und erhöhte seine Neuzulassungen um 27,8 % auf 6.415 Einheiten. Yamaha und Kawasaki wuchsen mit 20,6 % bzw. 20,2 % fast im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt.

Auf der anderen Seite musste Honda, trotz eines immer noch starken Marktanteils von 14,03 %, einen Rückgang um 3,3 % hinnehmen. Der Hersteller bleibt jedoch ein wichtiger Spieler auf dem deutschen Motorradmarkt.

Ein weiteres Highlight war die anhaltende Beliebtheit von Triumph und Ducati, die ihre Positionen auf dem deutschen Markt festigten. Triumph steigerte die Neuzulassungen um 11,9 %, während Ducati ein moderates Wachstum von 5 % erzielte.

Die Zahlen zeigen, dass der deutsche Motorradmarkt 2024 nicht nur robust war, sondern auch von einer breiten Nachfrage profitierte. Der Anstieg der Neuzulassungen ist ein positives Signal für die Branche, die sich trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten weiterhin als stabil und wachstumsstark erweist.

Elektromotorräder und alternative Antriebe: Ein schwieriger Markt in Deutschland

Verglichen mit den 152.704 Motorrädern mit herkömmlichem Antrieb, die 2024 in Deutschland verkauft wurden, bleibt der Markt für Elektromotorräder und alternative Antriebe eine Nische. Im selben Zeitraum wurden lediglich 1.733 Elektromotorräder verkauft, was einem Marktanteil von etwas mehr als 1 % entspricht. Trotz eines Anstiegs von 7,4 % im Vergleich zum Vorjahr unterstreichen diese Zahlen die Herausforderungen, denen sich diese Technologien gegenübersehen.

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Die Gesamtzahl der Neuzulassungen berücksichtigt auch die Hersteller, die in der Statistik nicht genannt werden.

Hersteller ab 01.2024

(12 M.)

Marktanteil ab 01.2023

(12 M.)

Marktanteil Vorjahr Änd. in % zum Vorjahr
Kawasaki 561 32.37% 28 1.73% + 1903.6%
Zero Motorcycles 273 15.75% 300 18.59% – 9.0%
Vmoto 135 7.79% 192 11.90% – 29.7%
Tinbot 62 3.58% 72 4.46% – 13.9%
KTM 60 3.46% 58 3.59% + 3.4%
Gesamt 1.733 100.00% 1.614 100.00% + 7.4%

 

Die Gründe für die Zurückhaltung der Käufer sind vielfältig: Elektromotorräder kämpfen mit unzureichender Reichweite, langen Ladezeiten und hohen Anschaffungskosten. Für viele Motorradfahrer, die ihre Fahrzeuge primär als Hobby und nicht als Alltagsfahrzeuge nutzen, bieten Elektroantriebe zudem nicht die gewünschte Dynamik oder das emotionale Fahrerlebnis.

Auch die Infrastruktur bleibt ein entscheidender Hemmschuh. Während der Ausbau von Ladestationen auf urbane Gebiete fokussiert ist, fehlen in ländlichen oder abgelegenen Regionen oft die nötigen Möglichkeiten, was gerade Tourenfahrer abschreckt.

Die Daten zeigen, dass trotz Fortschritten bei der Technologie der Marktdurchbruch für Elektromotorräder in Deutschland noch aussteht. Hersteller werden in Zukunft verstärkt daran arbeiten müssen, Reichweite, Ladeinfrastruktur und die Attraktivität ihrer Produkte für Hobbyfahrer zu verbessern, um das Potenzial dieser alternativen Antriebe auszuschöpfen.

Prognose: Wie geht es weiter?

Die Zukunft der Motorradbranche bleibt ungewiss. Einerseits sprechen die Erfolge von Unternehmen wie Royal Enfield, Yamaha und Honda dafür, dass strategische Anpassungen und Marktexpansionen Wachstum ermöglichen. Andererseits zeigen die Absatzrückgänge bei KTM und Harley-Davidson, wie fragil die Branche ist.

Ein zentraler Faktor wird die wirtschaftliche Gesamtlage sein. Sollte das Leitzinsniveau sinken, könnte dies die Nachfrage nach neuen Motorrädern beleben. Gleichzeitig werden Hersteller gezwungen sein, auf alternative Antriebsformen und innovative Technologien zu setzen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit

Das Jahr 2024 hat die Ambivalenz der Motorradbranche deutlich gemacht. Während einige Hersteller von globalen Strategien und Marktexpansionen profitieren, kämpfen andere mit den Herausforderungen des Marktes. Die Branche wird sich anpassen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

1 Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V.: https://www.ivm-ev.de/

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