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Motorrad Gebrauchtkauf: Tipps und Tricks

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26 Juli 2010~10 Min Lesen
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Was sind die wichtigsten Punkte beim Gebrauchtkauf eines Motorrades? Zieht die Aussage „von Frau gefahren“ wirklich? Die diesjährige Saison währt nur noch wenige Monate und auch beim Motorrad gilt: wer im Herbst oder Winter auf die Suche geht, zahlt meist weniger als derjenige, welche im April mit den ersten Sonnenstrahlen den Kauf plant. Was es beim Kauf eines gebrauchten Bikes zu beachten gilt, klärt der folgende Artikel.

Ein genereller Tipp:

Motorräder gebraucht kaufen beim Motorradhändler in der Umgebung lohnt häufiger als gedacht: Selbst wenn man hier nicht die Maschine seiner Träume findet, können zumindest Preise für das anvisierte Gebrauchtmotorrad erfragt werden. Meist hat der Händler noch einen Tipp parat und kennt Schwachstellen der Modellreihe.

Ebenso wird das Angebot ab 2.000 Euro spürbar hochwertiger, der Vergleich bei Unentschlossenheit zwischen verschiedenen Modellen einfacher. Für den Kauf im Fachhandel sprechen die Gewähr bzw. Garantie. Der Kauf von Privat ist zwar oft billiger, vielfach aber auch riskanter. Auch lassen die Unterschiede in der erwähnten Preisspanne von Privat > Händler nach. Schnäppchen sind somit auch bei den Gewerblichen möglich, wo der Privatverkäufer noch eine utopische Preisvorstellung hat.

Daher gilt es, einige grundlegende Tipps für den Gebrauchtkauf zu beherzigen um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen:

  1. Allgemeinzustand per Telefon erfragen. Auch den Verkäufer reizen mit Punkten wie „Was geht das Motorrad?“, „Schafft es einen Wheelie?“. Reagiert er gelassen, war es ihm vielleicht sogar egal wie schnell sein Motorrad fährt, oder er hört „Wheelie“ zum ersten mal? Oder war er ein Poser und Autobahnbrenner?
  2. Nicht mit „Von Frau gefahren“ locken lassen. Wer hat die Behauptung aufgestellt, Frauen würden sorgsamer mit Technik umgehen? Es gibt für beide Geschlechter Pflegemuffel.
  3. Preisverhandlung bei Besichtigung, nicht krampfhaft versuchen am Telefon den Preis zu drücken.
  4. Checkliste unten mitnehmen!
  5. Private Besichtigungstermine nicht auf den Abend legen. Tageslicht zeigt Mängel besser als eine 20W Garagenlampe.
  6. Zur ersten Begutachtung der Maschine empfiehlt es sich außerdem, einen fachkundigen Begleiter mitzunehmen und man hat im Zweifelsfalle einen Zeugen für Aussagen des Vorbesitzers.
  7. Zustand von Griff- und Fußrastengummis verdienen einen prüfenden Blick, ebenso die Schleifnippel (sofern vorhanden).
  8. Befinden sich Verschleißteile wie Reifen, Bremsen oder Kette in schlechtem Zustand, kann in jedem Fall über die Höhe des Kaufpreises diskutiert werden.
  9. Zu achten ist außerdem auf Unfallspuren. Die untere Gabelbrücke, die Gabel selbst und die Räder sollten einer intensiven Prüfung unterzogen werden. Lange, tiefe Kratzer an Auspuff, Schalt- und Bremshebeln oder an Kunststoffteilen deuten meist auf einen Sturz hin, der schlimmstenfalls zu einer Deformation des Rahmens geführt haben könnte. Werden diese mit „Umfaller“ entschuldigt Besichtigung am besten abbrechen. Mutwilliges Verschweigen von Unfällen, die über einen Umfaller in der Garage gehen, härtet auch gegen andere Mängel ab = unseriös!
  10. Auf eine Probefahrt nicht verzichten. Beim Starten des Motors deutet ein schlapp drehender Anlasser auf eine kraftlose Batterie hin. Auch der Klang des kalten und des betriebswarmen Triebwerks ist von Belang. Auffällige Geräusche könnten erste Anzeichen eines Motorschadens sein. In einem solchen Fall kommen erhebliche Kosten auf den neuen Besitzer zu. Tickern die Ventile kalt und verschwindet das Geräusch wieder?
  11. Ist alles perfekt kann der Kaufvertrag abgeschlossen werden, in dem Zusicherungen des Käufers – etwa der unfallfreie Zustand des Fahrzeugs – schriftlich fixiert werden. Am besten bringt der Interessent den Vertrag gleich in doppelter Ausfertigung mit, um nicht erst mit dem Verkäufer auf die Suche nach einem Vordruck zu gehen. Vordrucke gibt es unter anderem bei Versicherern und mobile.de / motoscout.de.

Motorrad Gebrauchtkauf Checkliste:

Prüfpunkt Prüfung

Besichtigung im Stand

Allgemeine Optik
  • Gepflegter Allgemeinzustand? Lackschäden?
  • Schäden, die auf einen Unfall hindeuten?
  • Schäden, die auf einen Umfaller hindeuten?
  • Abnutzungserscheinungen, die nicht mit dem Kilometerstand zu vereinbaren sind?
Motor(am besten nach einer Probefahrt)
  • Sind Ventildeckel, Ölwanne, Zylinderkopf und -fuß sowie Motorseitendeckel dicht?
  • Lecks im Wasser- oder Ölkühlsystem?
  • Spröde Schläuche?
  • Ansauggummis spröde?
  • Stimmt der Ölstand?
  • Wie riecht das Kühlmittel bei Wasserkühlung? Zwischen den Fingern verreiben, ist es ölig?
  • Rostpartikel im Benzinfilter > Rost im Tank!
Auspuff
  • Bei Zubehörauspuff: Eingetragen oder EG-ABE?
  • Mit dem Handballen gegen den Schalldämpfer schlagen: Bleche lose?
  • Ist Rost zu entdecken?
  • Sind sämtliche Verbindungsstellen der Auspuffanlage dicht (schwarze Rußspuren)?
  • Sind Unfallspuren zu sehen?
Armaturen
  • Läßt sich der Tageskilometerzähler zurückstellen?
  • Funktioniert die Instrumentenbeleuchtung?
  • Funktionieren Haupt-, Rück-, Bremslicht, Blinker, Hupe?
  • Unfallspuren im Lenkerbereich?
Schlüssel
  • Alle vorhanden?
  • Funktioniert das Lenkschloß?
  • Funktionstest aller Schlösser.
Hydraulikleitungen
  • Überaltert (über 4 Jahre)? Spröde? Weich? Anschlussstellen prüfen.
Bowdenzüge
  • Leichtgängig? Nachstellmöglichkeit bereits ausgeschöpft?
Verkleidung
  • Risse? Sturzschäden (evtl. unter Aufkleber versteckt)?
  • Original-Verkleidung (auch auf die Scheibe achten)? Wenn nicht: Teile eingetragen bzw. ist eine ABE vorhanden?
Tank
  • Mit der Taschenlampe hineinleuchten: Rostspuren?
Lenkanschlag
  • Unbeschädigt? Ansonsten verschwiegener Unfall.
Lenkkopflager
  • Motorrad aufbocken und Vorderrad entlasten, Lenker von Anschlag zu Anschlag drehen: Muß leichtgängig und ohne Einrasten möglich sein.
  • Motorrad mit dem Vorderrad gegen eine Wand stellen und mehrmals kurz am Lenker Richtung Wand drücken: Es darf nicht klackern.
Gabel, Standrohre
  • Mehrmals einfedern und dann mit den Fingern die Standrohre auf- und abfahren: Trocken? Sonst sind Dichtringe defekt! Rostpickel am Standrohr (reibt Dichtring auf)?
  • Taucht Gabel satt ein und federt gedämpft wieder aus?
Vorderrad / Hinterrad
  • Hat das Radlager Spiel? Reifen mit beiden Händen quer zur Fahrtrichtung ruckeln; soll spielfrei sein! Läuft das Rad gerade oder hat es „Schlag“?
  • Speichenrad: Speichen korrekt gespannt (Speichen mit Schraubendrehergriff anklopfen: müssen alle gleich klingen)? Fehlen Speichen? Rost?
Räderflucht
  • Motorrad aufbocken, Lenker gerade stellen. Aus einigen Metern Abstand tief gebückt von vorn schauen: Fluchten die Räder? Wenn nicht, ist das Hinterrad schief eingebaut oder evtl. der Rahmen verzogen.
Reifen
  • Profiltiefe mind. 1,6 mm.
  • Reifen brüchig oder „eckig“ gefahren?
  • Richtiger Reifentyp nach Fahrzeugbrief?
  • Alter überprüfen, alte Reifen härten aus.
Bremsen
  • Bremsscheiben riefig (Prüfung mit Fingernagel)? Bremsscheibe unter Verschleißmaß (mit Mikrometerschraube messen)?
  • Bremsbelag bereits an der Verschleißmarkierung (oder unter 4 mm Stärke)?
  • Funktioniert die Rückstellung? Lassen sich die entlasteten Räder nach mehrmaligem Betätigen und wieder Lösen der Bremse leicht drehen?
  • Wenn Trommelbremse: Verschleißzeiger schon am Limit? Wenn ja: Beläge verschlissen.
Bremsflüssigkeit
  • Überaltert? (braune Verfärbung)
Hauptständer
  • Im aufgebockten Zustand muß ein Rad freischweben, sonst Ständer oder Anschlag verbogen.
Seitenständer
  • Muß selbständig einklappen oder Kurzschlußschalter muß das Losfahren bei ausgeklapptem Ständer verhindern. Doppelte Feder muß vorhanden sein.
Kette, Kettenräder
  • Läßt sich die Kette nach hinten deutlich vom Kettenrad wegziehen? Wenn ja: Verschlissen! Schon bis zum Anschlag nachgespannt?
  • Durchhang bei verschiedenen Stellungen des Hinterrads prüfen. Wenn sich der Durchhang ändert: Kette verschlissen! Gefahr für das Getriebeausgangslager!
  • Hat das Kettenrad „Haifischzähne“ ? Wenn ja, ist nicht nur das Kettenrad, sondern wahrscheinlich auch noch das Ritzel und die Kette verschlissen.
Kardan
  • Ölundichtigkeiten im Antriebsstrang? Dreht das Hinterrad ohne mahlende Geräusche oder haken?
Schwinge
  • Bei aufgebocktem Motorrad quer zur Fahrtrichtung rütteln. Es darf kein Spiel fühlbar sein.
Federbeine
  • Undichtigkeiten? Funktion (darf beim Ausfedern nicht nachwippen)? Rost an der Dämpferstange?
Zentralfederbein
  • Bei aufgebocktem Motorrad an der Schwinge hoch und runter ruckeln. Wenn Spiel fühlbar ist, sind die Umlenklager verschlissen. Federbein darf beim Ausfedern nicht nachwippen!
  • Umlenkhebelei von außen verrostet und fettfrei, können auch die Lager selbst wahrscheinlich trocken laufen.
  • Undichtigkeiten? (Taschenlampe benutzen)
Unter der Sitzbank
  • Zustand der Batterie (Pole, Flüssigkeitsstand, Batteriekasten)? Schlauch dran? Säureschäden?
  • In welchem Zustand sind die Steckverbinder der Kabel?
  • Bordwerkzeug vorhanden?
  • Selbstverlegte Kabel (LED Blinker etc.) in ausreichender Stärke („Klingeldraht“) und mit Schutzschlauch (Schrumpfschlauch) isoliert?

Probefahrt

Start
  • Startverhalten bei kaltem Motor testen.
Motorlauf, Leistung
  • Nimmt der Motor sauber Gas an und dreht ruckelfrei und ohne „Leistungslöcher“?
  • Stimmt die Leistungsentfaltung? Wird die Endgeschwindigkeit erreicht (nur bei entspr. Straßenverhältnissen testen)?
Kupplung
  • Rutscht sie beim Beschleunigen im großen Gang? Wenn ja, muß sie nachgestellt werden oder die Beläge und/oder Federn sind verschlissen.
  • Schiebt das Motorrad im ersten Gang trotz voll gezogener Kupplung? Wenn ja: Beläge verklebt oder falsch eingestellt oder Stahllamellen verzogen.
Lastwechsel
  • Helfer fährt hinterher. Wenn unter Last – also beim Gasgeben – blaue Fahnen aus dem Auspuff kommen, sind die Kolbenringe verschlissen.
  • Tritt dagegen beim Lastwechsel und im Schiebebereich (beim Gas wegnehmen) Blaurauch auf, sind die Ventilschaftdichtungen defekt.
  • Knallt es beim Gaswegnehmen, kann der Auspuff undicht sein.
Bremsen
  • Mehrmals hintereinander bremsen. Der Druckpunkt darf sich nicht verändern/verschieben.
  • Pulsiert der Bremshebel? Dann sind die Bremsscheiben verzogen.
  • ABS: sofern vorhanden auf Funktion prüfen.
Fahrwerk
  • Zieht das Motorrad einseitig (evtl. vorsichtig Lenker bei ca. 60 km/h loslassen)? Schlingern bei höheren Geschwindigkeiten (Lenk-Schwingenlager, Reifen abgenutzt, vielleicht aber auch Rahmen verzogen)?
  • Shimmy Effekt?
  • Schaukelt das Motorrad beim Überfahren von Bodenwellen nach?
Instrumente
  • Zeigen Tacho und Drehzahlmesser realistische Werte an? Starkes Nadelzittern deutet auf Defekte hin.
Geräusche
  • Mahlt die Kette? Wenn ja, ist sie ungleichmäßig gelängt.
  • Bei Kardanantrieb: harte mechanische Geräusche bei Lastwechsel lassen teure Reparaturen erwarten.
  • „Singt“ das Getriebe im fünften Gang? Kommt häufig bei Einzylindern vor. Wenn ja, Zahnradpaar verschlissen.
  • Rasselt der Motor bei niedrigen Drehzahlen? Vielleicht Steuerkette oder deren Spanner verschlissen.
  • Klappert der Kupplungskorb (Geräusch verschwindet bei gezogener Kupplung)?
  • Sonstige Geräusche, die auf einen Schaden (evtl. teure Reparatur) hindeuten?
  • Ist der Auspuff zu laut?

Papiere

Kfz-Brief
  • Stimmt die Fahrgestellnummer im Brief mit der auf dem Typenschild überein?
  • Wie viele Vorbesitzer hat die Maschine? Ist es noch der erste Brief?
TÜV
  • Wann ist die nächste Hauptuntersuchung + AU fällig?
Eintragungen
  • Ist sämtliches abnahmepflichtiges Zubehör im Kfz-Brief eingetragen oder sind die zugehörigen ABE-Bescheinigungen vorhanden?
  • Nicht mit „Eintragung kein Problem“ vertrösten lassen – wenn kein Problem, hätte es der Vorbesitzer selbst getan.
Vorrübergehende Stillegung
  • Ist das Fahrzeug länger als ein Jahr abgemeldet gewesen? Wenn ja: Vollgutachten des TÜV notwendig.
Service-Heft
  • Sind die Inspektionen von der Werkstatt eingetragen?
Reparaturen
  • Wenn der Verkäufer größere Reparaturen angibt: Sind diese per Rechnung belegbar (gilt auch für Umbauten)?

Motorrad Gebrauchtkauf Liste zum Download als PDF

Demnächst auf motorrad-news.com: Der Ratgeber für Motorradhelme – Tipps und Tricks für den Helm

Quelle: ADAC

Kommentare

domo

Danke, ist sehr nützlich.

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