Yamaha hat die Richtung vorgegeben und gezeigt, wie sich dank Baukastenprinzip ein hübscher Bobber zaubern lässt. Ähnlich, aber nicht gleich der XV950 setzt Kawasaki mit der neuen Vulcan S seine Vorstellungen an lässiges Fahren um. Kein Bobber, kein Chopper, eher ein Cruiser. In der seit Jahren immer beliebteren Mittelklasse kein dummer Schritt. Den vollen Liter Hubraum braucht es die Tage ebenso wenig wie 200 durch Fahrprogramme eingebremste PS.
Die technische Basis liefert der bekannt robuste Antrieb aus den ER-6 Modellen, das bedeutet aus 649 cm³ Hubraum 61 PS bei 7.500 U/Min-1 und 63 NM bei 6.600 U/Min-1. Damit sollten sich entspannt Landstraßen und Touren meistern lassen, „innonvativ und trendig“. Letzteres ist feinstes Marketing vom Hersteller, doch Kawasaki hat die letzten Jahre ein gutes Händchen für neue Modelle bewiesen und die Vulcan S wird mit Sicherheit ihre Fans finden.
Retro boomt, aber das sollte kein Grund sein in gähnender Monotonie das ewig gestrige neu aufzuwärmen. Kawasaki macht es anders, im Konzept lassen sich Parallelen zu den neuen Ducati Scrambler Modellen erkennen: das Aussehen vergangener Tage ist ok, aber nicht im Wahn zelebriert und die aktuelle Zeit dabei vollkommen vergessen.
Präsentiert wird die Kawasaki Vulcan S erstmalig im November auf der EICMA Messe in Mailand. Die Vulcan S will dabei kein Cruiser im klassischen Sinne sein, der Hersteller sieht in ihr die Verbindung von Innovation + Trend, kombiniert mit geringer Sitzhöhe, moderner Technik und urbaner Optik.
Als Antrieb in der Vulcan S kommt das ER-6n/f und Versys 650 Triebwerk zum Einsatz. Ein Stilbruch, weil’s kein V2 ist? Wen interessiert das schon, die anvisierte Zielgruppe eher weniger. Für seinen neuen Einsatzzweck mit mehr Dampf von unten heraus wurde der Motor entsprechend angepasst. Kawasaki umschreibt das mit „immenser Kraft im unteren und mittleren Drehzahlbereich, auch in höheren Drehzahlen spritzig“.
Klingt etwas aufgeplauscht, aber wer bereits die ER-6 gefahren ist kann bestätigen: eine Luftpumpe ist der Motor mit Sicherheit nicht. Da könnte also durchaus mehr dran sein! Dazu soll der „kleine“ Cruiser auch Ein- und Wiedereinsteiger nicht überfordern, ein guter Weg zum gemeinsamen Glück. Verzögert wird vorn per einzelner 300-mm-Scheibe und Zweikolbenbremssattel, hinten per 250-mm-Scheibe mit Einkolbenbremssattel, ABS ist natürlich mit an Bord.
Optisch gefällt die Vulcan S durch Eigenständigkeit, das Identifizieren am Treffpunkt sollte keine Probleme bereiten: „Ah, nur ein Federbein, rechts angeordnet, ist doch eine Vulcan S“. Und hier machen es die Japaner auch gleich anders, als die anderen Japaner oder Amerikaner: das rechtsseitig montierte Monofederbein strafft das kompakte Design und soll dazu auch noch viel Fahrkomfort bieten. Eher dezent fügt sich der Auspuff ein, denn durch das so angeordnete Federbein wandert wie bei den ER-6 Modellen der Klangmacher unter den Motor.
Die Federvorspannung lässt sich in sieben Stufen eingestellen, gut um dem persönlichen Setup des Körpers auch das Fahrwerk anzupassen. Die einfach aufgebaute Teleskopgabel an der Front soll komfortabel abgestimmt sein, Einstellmöglichkeiten gibt es keine. Dennoch soll das Fahrwerk bei Innerorts-Geschwindigkeiten ein wendiges Handling besitzen, hohe Stabilität auf Autobahnfahrten und leichtfüßigem Fahrverhalten auf kurvigen Strecken bieten.
Durch die geringe Sitzhöhe von nur 705 mm bietet sich die Vulcan S vor allem für kleinere Fahrer an, die Ergonomie und der bequeme Sattel dürften aber auch größeren Fahrern zusagen. Ein kleines Highlight der Kawasaki sind die in drei Positionen verstellbaren Fußrasten. Stichwort groß/klein: hier sollte sich für jeden das richtige Plätzchen finden lassen. Schön und nicht selbstverständlich in dieser Preisklasse: Brems- und Kupplungshebel sind ebenfalls einstellbar.
Die Technik weicht also von der typischen Cruiser-Norm doch etwas ab, die Optik passt sich dieser wieder an. Breiter Kotflügel hinten, dicke Sitzbank und der typische Schwung von Lenker und 14 Liter Tank gefallen auch auf den zweiten Blick. Das alles auf die Straße bringen formschöne Gussräder mit zeitgemäßer Bereifung in 120/70 R18 vorn und 160/60 R17 hinten.
Preise nannte Kawasaki aktuell noch keine, ebenso wenig wann die Vulcan S in den Handel kommt.
Linktipp:
Im Kawasaki ER-6 Forum findet sich auch für die Vulcan S Freunde ein eigener Bereich unter https://www.er-6n-forum.de/forum/board/175-kawasaki-vulcan-s/.
MOTOR | EN650BFF Vulcan S |
---|---|
Typ | Flüssigkeitsgekühlt, Viertakt-Paralleltwin |
Hubraum | 649 cm³ |
Bohrung und Hub | 83 x 60 mm |
Verdichtungsverhältnis | 10,8:1 |
Ventilsystem | DOHC, 8 Ventile |
Gemischaufbereitung | Kraftstoffeinspritzung: φ38 mm x 2 mit Sekundär-Drosselklappen |
Zündung | Digital |
Anlasser | Elektrisch |
Schmiersystem | Druckumlaufschmierung, Semi-Trockensumpf |
ANTRIEB | |
Getriebe | Sechsganggetriebe |
Endantrieb | Kette |
Primärübersetzung | 2,095 (88/42) |
Übersetzungsverhältnisse: | |
1. Gang | 2,438 (39/16) |
2. Gang | 1,714 (36/21) |
3. Gang | 1,333 (32/24) |
4. Gang | 1,111 (30/27) |
5. Gang | 0,966 (28/29) |
6. Gang | 0,852 (23/27) |
Endübersetzung | 3,067 (46/15) |
Kupplung | Mehrscheibenkupplung im Ölbad, mechanisch betätigt |
RAHMEN | |
Typ | Perimeter, hochfester Stahl |
Federweg: vorne | 130 mm |
Federweg: hinten | 80 mm |
Bereifung: vorne | 120/70R18M/C 59H |
Bereifung: hinten | 160/60R17M/C 69H |
Lenkkopfwinkel (Sturz) | 31° |
Nachlauf | 120 mm |
Lenkwinkel (links/rechts) | 35° / 35° |
FEDERUNG | |
Vorne: Typ | ø 41-mm-Teleskopgabel |
Hinten: Typ | Seitlich angeordnetes hinteres Monofederbein, mit Hebelsystem, mit einstellbarer Federvorspannung |
BREMSEN | |
Vorne: Typ | Einzelscheibe, ø 300 mm |
Bremssattel | Doppelkolben-Bremssattel |
Hinten: Typ | Einzelscheibe, ø 250 mm |
Bremssattel | Einkolben-Bremssattel |
MASSE UND GEWICHT | |
Gesamtlänge | 2.310 mm |
Gesamtbreite | 880 mm |
Gesamthöhe | 1.100 mm |
Radstand | 1.575 mm |
Bodenfreiheit | 130 mm |
Sitzhöhe | 705 mm |
Leergewicht | 228 kg |
Tankinhalt | 14 Liter |
LEISTUNG | |
Maximale Leistung |
45 kW (61 PS) bei 7.500/min |
Maximales Drehmoment | 63 Nm bei 6.600/min |
Fotos: Hersteller
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