Erstaunliche Dinge ergeben sich: BMW, bisher ja eher bekannt als Marke mit dem Fokus auf einer reiferen Zielgruppe, danach plötzlich mega sportlich, dann auch noch Retro, scheint nun die „ab 18“ Käufer im Blickfeld zu haben. Die Gerüchte dazu halten sich schon länger, dass die Bayern einen Einzylinder im unteren Preissegment anbieten werden – nun wurde die „Concept Stunt G 310“ präsentiert. Der Einzylinder macht optisch auf wild und bunt, passt damit perfekt in die anvisierte Zielgruppe, die statt Japanern (Yamaha MT-07 Moto Cage) lieber auf Spaß aus bayerischen Landen setzen möchte.
Präsentiert wurde die BMW Concept Stunt G 310 auf dem Sãlao Duas Rodas in São Paulo, der größten Zweiradmesse Südamerikas. Wieder mit dabei war Stuntriding-Profi Chris Pfeiffer:
„Stuntriding ist ein anspruchsvoller und facettenreicher Sport. Optimal geeignet ist ein kompaktes, wendiges Bike, das gleichzeitig stabil und robust ist. Die ideale Balance aus Aggressivität und Beherrschbarkeit.“
Kein alter GS-Motor, kein zu schwerer Zweizylinder. Stattdessen treibt die Stunt G 310 ein neu entwickelter Einzylinder-Motor an. Technisch interessant ist dessen Zylinderneigung nach hinten und der um 180 Grad gedrehte Zylinderkopf. Sinn der Kopfdreherei: optimale Motorlage nebst Schwerpunkt im Fahrzeug und trotz langer Schwinge ein kurzer Radstand. Das Versprechen mit der Agilität scheint BMW ernst zu sein.
Vorn tief und hinten hoch soll das BMW Konzeptbike schnelle Richtungswechsel und ein äußerst dynamisches Fahrerlebnis bieten. Ein weiterer Vorteil des umgedrehten Zylinderkopfes ist die Verlagerung des Ansaugtrakts nach vorne. Bei gleichzeitiger Abgasführung nach hinten mit dem Ergebnis, daß der Endschalldämpfer senkrecht stehend unterhalb der Sitzbank (also zwischen Motor und Federbein) untergebracht werden konnte. Damit übersteht der Auspuff nicht nur einen Sturz ohne größere Blessuren, er schränkt auch den Stunt-Fahrer nicht ein.
Mit dabei waren scheinbar auch wieder die Sounddesigner der BMW S 1000 RR, denn der Sound der BMW Concept Stunt G 310 soll laut dem Hersteller „sofort für Aufmerksamkeit“ sorgen. Kernige Töne also inklusive.
Weiß, gelb, rot und ein bisschen blau stehen nicht wirklich für Understatement. Soll es auch gar nicht. Durch die dreidimensional modellierten Flächen soll bereits im Stand der Eindruck von Dynamik entstehen. Besonders auffällig sind die Seitenteile am Tank, welche den Fokus in Richtung Vorderrad lenken. Die BMW Concept Stunt G 310 wirkt für ein Konzept schon ziemlich fortgeschritten.
Aber neben der Optik gibt es auch zahlreiche Modifikationen für das „Stunt“ im Namen:
Das feststellbare Gas sorgt für konstanten Vortrieb, auch ohne Hand am Gasgriff. Die Übersetzung wurde angepasst, um das Vorderrad noch schneller in die Luft zu bekommen, während eine überdimensionierte Hinterradbremse das Stuntbike wieder verzögert. Mit einer zweiten, noch größeren Hinterradbremse (siehe Fotos, der blaue Bremssattel) lässt sich das Hinterrad allein mit dem linken Mittelfinger abbremsen. Sinnvoll, wenn bei Stunts der rechte Fuß nicht zum Bremsen auf der Fußraste stehen kann. Der zusätzliche Bremshebel am linken Lenker kann gleichzeitig mit der Kupplung betätigt werden.
Weitere Details: An der Vorderachse und unterhalb der Sitzbank sind „Foot Pegs“ montiert, für zusätzlichen Schutz des Motors sorgt ein roter Sturzbügel. Highlight der BMW Concept Stunt G 310 ist das „Stunt-Heck“, ein aus dem Vollen gefrästes Aluteil mit einer Öffnung in der Mitte („Seat-Hole“)
Wir haben es schon erwähnt: Marktanteile! Und hier vernachlässigt der Hersteller bisher eine entscheidende Zielgruppe, die in den letzten Jahren wieder deutlich mehr Lust aufs Zweirad bekommen hat. Ob Honda, Kawasaki, Suzuki oder Yamaha – die Japaner haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und attraktive Modelle im Programm. Bezahlbare Motorräder mit überschaubarer Leistung die einfach Spaß machen, ohne beim Kaufpreis oder notwendigen Fahrprogrammen zu überfordern.
Also Stunt-Anbauteile wieder ab, ABS-Modul ran und ein attraktiver Preis um die 5.000 Euro, dann sollte das mit der jungen Zielgruppe klappen. Das dürfte im Sinne des Herstellers sein, also BMW: bauen!
Quelle: Hersteller (BMW)
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