Die Automobilindustrie macht rasche Fortschritte bei der Einführung des Automatic Emergency Braking Systems (AEB), auch bekannt als automatisches Bremssystem. Seit Juli 2022 ist dieses System in allen neu homologierten Autos in der Europäischen Union obligatorisch. Doch wie steht es um die Integration dieser Technologie in die Welt der Motorräder?

Das AEB-System ist ein Meilenstein für die Sicherheit auf der Straße. Es aktiviert sich unabhängig vom Fahrer und betätigt die Bremsen in kritischen Situationen, um Kollisionen zu verhindern oder deren Schweregrad zu reduzieren. Diese Technologie basiert auf einer Vielzahl von Sensoren, die ständig Geschwindigkeit, Lenkradius und den Abstand zu anderen Fahrzeugen überwachen. Wenn eine Gefahr erkannt wird, erfolgt die Bremsung automatisch, ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Automatische Bremsen führen zu einer Reduzierung von Unfällen um bis zu 38%.

In der Europäischen Union ist die Einführung von AEB in Autos bereits Standard, aber wie sieht es mit Motorrädern aus?

Allerdings gibt es einige Herausforderungen bei der Implementierung dieser Technologie in Motorrädern. Im Gegensatz zu Autos sind Motorräder kleiner und agiler, was die Erkennung durch die Sensoren erschweren kann. Es gab bereits Unfälle und Zwischenfälle, bei denen autonome Autos Schwierigkeiten hatten, Motorräder zu erkennen, die sich beispielsweise am Fahrbahnrand befanden. Die Motorcycle Action Group in Großbritannien hat eine Kampagne gestartet, um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und sicherzustellen, dass die Sicherheit der Motorradfahrer bei der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen berücksichtigt wird.

Die Frage, ob ähnliche Systeme in Zukunft auch in Motorrädern eingeführt werden, bleibt offen. Es gibt bereits Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wie Bosch, BMW, Ducati und KTM, um ähnliche Technologien zu entwickeln. Ob dies jedoch zur Pflicht wird und in allen neuen Motorrädern zum Einsatz kommt, ist noch unklar.

Die Geschichte zeigt jedoch, dass neue Technologien Zeit brauchen, um sich durchzusetzen. Ein Beispiel hierfür ist ABS, das anfangs eine Option in Luxusautos war, dann aber allgemein in Autos und anderen Fahrzeugen eingeführt wurde und heute in vielen Ländern obligatorisch ist. ABS hat nachweislich zur Verringerung der Unfallzahlen und der Schwere der Unfälle beigetragen.

Die Zukunft der Mobilität wird zweifellos von fortschrittlichen Technologien geprägt sein, aber die Integration dieser Technologien muss sorgfältig und sicher erfolgen. Die Sicherheit der Motorradfahrer sollte immer oberste Priorität haben.

Während wir in eine Zukunft blicken, in der autonome Technologien eine größere Rolle spielen könnten, ist es wichtig, die Unabhängigkeit und Freiheit des Fahrerlebnisses auf zwei Rädern zu bewahren. Die Debatte über die Implementierung von automatischen Bremssystemen in Motorrädern wird sicherlich anhalten, aber sie sollte von einem klaren Verständnis für die Herausforderungen und Chancen begleitet werden, die diese Technologie mit sich bringt.

Motorradfahrer und die Motorradindustrie werden weiterhin eine wichtige Stimme bei der Gestaltung dieser Zukunft haben, um sicherzustellen, dass Sicherheit und Fahrspaß Hand in Hand gehen.