Verstärkung für die MT-09, oder einfach nur der perfekte Mittelweg? Mit der Yamaha MT-07 schicken die Japaner 2014 einen 689 cm³ großen Zweizylindermotor in die umkämpfte Mittelklasse. Die wichtigsten Merkmale der MT-07 sind schnell aufgezählt: beeindruckende Fahrleistungen, aufregendes Design, hochwertige Ausstattung und aufrechte Sitzposition sind die Stützpfeiler, mit denen Yamaha Kunden gewinnen möchte.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Kaufanreiz: der Preis! Yamaha schreibt dazu „Das neue MT-Modell verspricht ein leichtfüßiges Handling, reichlich Drehmoment und viel Fahrspaß zum günstigen Preis.“ Damit soll das neue Modell perfekt zur MT-Familie aus der „Dark Side of Japan“ Bewegung passen. Um die kräftige Drehmomententfaltung kümmert sich ein völlig neuer Zweizylinder-Reihenmotor, der in einem kompakten Rückgrat-Rohrrahmen sitzt.
Die technischen Fakten machen die Yamaha MT-07 interessant, denn mit 55kW (74,8 PS) bei 9.000 U/min-1, 68 Nm Drehmoment bei 6.500 U/min-1 und einem Gewicht von fahrfertig nur 179 kg ohne ABS (182 kg mit ABS) verspricht die MT-07 viel Spaß auf der Landstraße – aber ohne den permanenten Eindruck von zu wenig Leistung aufkommen zu lassen.
Yamaha dazu:
„Die Neuentwicklung soll neuen Schwung in die Mittelklasse bringen und durch ungeahnten Fahrspaß begeistern. Ganz maßgeblich dafür ist die aufregende Drehmomententfaltung. Selbstverständlich werden auch die Fahrwerksqualitäten dazu beitragen, der MT-07 einen erfolgreichen Weg zu bahnen.“
Sicherlich ist der Pressetext bestrebt, ein Modell möglichst perfekt auszuschmücken. Aber wie bereits die MT-09, wird ihr die kleinere Schwester im Fahrspaß kaum nachstehen. Die alltägliche Lust aufs Motorradfahren stand im Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit. Statt aso den Schwerpunkt auf maximale Leistung und höchstes Drehmoment zu legen, war die Zielsetzung „Emotionen“, also eigentlich genau das, was der Motorradfahr möchte.
Achtung MT-07 Fans: Ab heute ist das Yamaha MT-07 Forum unter www.mt07-forum.de online erreichbar – der Treffpunkt für MT-07 Fahrer!
Einen wesentlichen Anteil zur Schaffung dieser Emotionen im neuen Zweizylinder-Reihenmotor übernimmt die „Crossplane Philosophie“. Dazu gehört neben spontanem Ansprechverhalten auch ein gleichförmiges Drehmoment, um die MT-07 in jeder Situation nach vorn zu treiben.
Der Motor ist modern aufgebaut und verfügt über eine Flüssigkeitskühlung, zwei obenliegende Nockenwellen, eine Kurbelwelle mit 270 Grad Hubzapfenversatz sowie eine Ausgleichswelle. Außerdem soll das Triebwerk durch sein kräftiges Drehmoment im unteren bis mittleren Drehzahlbereich ein breites nutzbares Drehzahlband, von sportlich bis einfach nur beschaulich, bieten.
Crossplane sorgt für eine Harmonie der inneren Kräfte des Motors. Der Verbrennungsdruck oberhalb der Kolben ist perfekt auf die Pleuel, Masse und die Auslegung der Kurbelwelle abgestimmt. Durch diese ausgewogene Konzeption der oszillierenden und rotierenden Massen mit den Verbrennungskräften entsteht ein Drehmomentverlauf, den der Fahrer nachdrücklich spürt und leicht kontrollieren kann.
Bei einem Reihenmotor mit zwei Zylindern gelingt diese Charakteristik mit Hilfe einer Kurbelwelle, die mit einem Hubzapfenversatz von 270 Grad für eine ungleichmäßige Zündfolge sorgt. Diese Konzeption hat sich schon bei den Modellen TDM900 und der XT1200Z bewährt.
In der MT-07 trifft diese Motorauslegung erstmals auf ein extrem geringes Gewicht. Zur Leistungscharakteristik gesellen sich sanfte Vibrationen und ein tiefer Sound aus dem kurzen Schalldämpfer -> Stichwort „Emotionen“.
Um das gesamte Potential der linearen Drehmomententfaltung ausschöpfen zu können, stimmten die Ingenieure die Übersetzung des Sechsganggetriebes mit der Kurbelwellenmasse und den Einspritzkennfeldern harmonisch ab. Trotzdem soll die MT-07 wie auch die MT-09 beim Benzinverbrauch geizen und die Betriebskosten niedrig halten.
Ähnlich wie bereits die MT-09 ist die MT-07 mit einer einteiligen Auspuffanlage ausgestattet, bei welcher die Krümmer in einem Schalldämpfer mit kurzem, hochgezogenem Endstück unter dem Motor münden. Die MT-07 eignet sich auch für Neulinge mit einem Führerschein der Klasse A2, eine 35 kW-Version wird europaweit bei Yamaha-Händlern erhältlich sein.
Den neuen Motor integriert der leichte und schlanke Rückgrat-Rohrrahmen aus Stahl als tragendes Element. Der neue Rahmen besteht aus hochfesten Stahlrohren, deren unterschiedlich dicke Wandstärken dazu genutzt werden, eine optimale Festigkeitsbalance herzustellen.
Die lediglich 530 mm lange asymmetrisch geformte Hinterradschwinge der MT-07 ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der Fahrer Spaß daran hat, die Antriebskraft zum Hinterrad beim Beschleunigen zu spüren. Die Schwinge stützt sich über ein Hebelsystem und ein liegendes, einstellbares Monocross-Federbein ab, das direkt am Motorgehäuse angelenkt ist.
Die Telegabel bietet mit ihren 41 mm starken Standrohren nicht eine gute Stabilität und Lenkpräzision bei 130 mm Federweg. Die 10-Speichen-Räder betonen das Design der MT-07, nebenbei sind es die gleichen wie an der MT-09. An der Front sorgt ein Radialreifen der Dimension 120/70-ZR17 für präzise Lenkung, hinten in der Dimension 180/55-ZR17 für hohe Reserven in Schräglage.
Um die Verzögerung kümmern sich 282 mm große Scheiben im Wave-Design vorn, die von einteilig gegossenen Vierkolbenzangen betätigt werden. Die hintere Scheibenbremse ist ebenfalls im Wave-Design gehalten. Die MT-07 gibt es wahlweise in einer Version mit und ohne ABS.
Entscheidend für Komfort ist die Sitzbank: mit der geringen Sitzhöhe von nur 805 mm und der im vorderen Bereich schlank geschnittenen Sitzbank finden auch kleinere Fahrer einen sicheren Stand beim Halten. Der im hinteren Bereich ebenfalls schlank geformte Tank ermöglicht guten Knieschluss.
Der Multireflektor-Scheinwerfer und das LED-Rücklicht passen perfekt zur MT-07, nicht selbstverständlich in dieser Preisklasse. Das kompakte Cockpit mit LCD-Display informiert den neben Geschwindigkeit und Drehzahl auch über den Benzinvorrat sowie die eingelegte Gangstufe.
Quelle: Hersteller
Das Design der MT-07 ist für mich als Retro-Liebhaber zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber durchaus stimmig. Im Vergleich zur aktuellen Honda-Designsprache (z.B. CB500, NC700) ist die Yamaha jedoch alles andere als langweilig und vor allem nicht übermäßig mit großflächigen Plastikverkleidungen behangen. In den Proportionen ist sie viel besser gelungen als die große Schwester MT-09. Der absolute Knaller ist jedoch der angekündigte Preis. Was das Preis-/
Leistungsverhältnis angeht, so braucht die MT-07 bis auf weiteres keine Konkurrenz fürchten. Ich bin jetzt schon auf weitere Derivate dieser Baureihe gespannt.
Stephan Schleicher